Dritte Seminarfahrt „Demokratische Beteiligung der Geflüchteten“

Vom 26. bis zum 28. April 2019 fand ein  Wochenendseminar der Projekterweiterung „Mitteilen“ mit einer Gruppe von 19 Geflüchteten in der Jugendherberge Gerolstein statt. Die TeilnehmerInnen kommen u.a. aus Syrien, Afghanistan, Ghana und Nigeria und leben zwischen zwei Monaten und vier Jahren in Deutschland.

Zu Beginn konnten sich die TeilnehmerInnen und das Projektteam in einem einleitenden Block kennenlernen. Mittels mehrerer praktischer Übungen fiel es leichter, sich die Namen einzuprägen und gleichzeitig wurde deutlich, welche Hürden einer gelingender Kommunikation in der Gruppe noch im Weg standen.

Der zweite Tag begann mit einem einführenden Referat über Demokratie und ihre zentralen Bestandteile. Um dies zu kontrastieren, ging es im zweiten Block um historische Diktaturen in Deutschland und an anderen Orten. Eine Zusammenfassung der Entstehung des dritten Reiches konnte vermitteln, in welchen Formen Demokratien sich selbst auflösen und welche Gefahren durch Einschränkungen ihrer zentralen Bestandteile entstehen können. Die Bedeutung der Grundrechte, mit besonderer Berücksichtigung der Meinungsfreiheit, spielte hier eine große Rolle. Dabei zeigte sich, dass der zunächst trocken anmutende historische Bezug Verknüpfungen mit aktuellen scheiternden oder bereits gescheiterten Demokratien möglich machte. Durch ein besseres Verständnis dessen, was Demokratie gefährdet und worin ihre Auflösung bestehen kann, konnte  deutlich gemacht werden, wie wichtig die Möglichkeit der freien und geschützten Artikulation eigener, auch minoritärer, Positionen für ein demokratisches System wie jenes der Bundesrepublik ist.

Im nachfolgenden Teil wurden über praktische Übungen und Rollenspiele Situationen der Diskriminierung aber des Umgangs mit diesen erfahrbar gemacht. Durch die theaterpädagogische Erfahrung des Kursleiters gelang es, aus sehr individuellen Erfahrungen Einzelner die gesellschaftliche Relevanz dieser Situationen für alle darzustellen. Auch in diesem Block kam hierbei der Kommunikation eine zentrale Rolle zu. Situationen sollten pantomimisch dargestellt werden. In den anschließenden Erläuterungen stellte sich dann heraus, wie wichtig dennoch Sprachkenntnisse sind, um über die erlebten Situationen zu berichten.

Im Anschluss ging es darum, wie Demokratie genutzt werden kann. Ein einführendes Referat machte auf die große Bedeutung von Vereinen und Initiativen in Deutschland aufmerksam und zeigte Möglichkeiten aber auch Grenzen ihrer Gestaltungsräume. Hierbei zeigten sich viele Teilnehmer überrascht von den zahlreichen Aufgaben, denen sich Vereine widmen können.  Es wurde hier ebenso deutlich, dass viele Teilnehmer bereits in Kontakt mit Vereinen getreten sind. Eine Vermittlung von Anlaufstellen für verschiedene, sich oftmals stellende, Probleme wurde am nächsten Tag geleistet.

Der Sonntag wurde für intensive Gruppenarbeiten genutzt. In einem ersten Teil sollten in drei Gruppen zentrale Probleme für Geflüchtete in Deutschland herausgestellt werden, wobei jede Gruppe sich auf einen Hauptaspekt konzentrieren sollte. Nach regen Diskussionen stellten die Gruppen dann ihre jeweiligen Ergebnisse vor, wobei sich die folgenden drei Kernpunkte ergaben:
-Wohnung/Wohnraum
-Sprache/Möglichkeit der Kommunikation und Kontaktaufnahme als auch Artikulation eigener Probleme
-Arbeit/Aufenthaltsstatus

Hierauf folgte eine erneute Gruppenphase, in der an Möglichkeiten der Bewältigung dieser Probleme gearbeitet wurde, wobei eine Vorgabe war, sich darum zu bemühen, Lösungen zu finden, die von den TeilnehmerInnen selbst in Angriff genommen werden können.

Bei der Ergebnispräsentation wurde deutlich, dass verschiedene Probleme, die sich Geflüchteten in Deutschland stellen, auf enge Weise miteinander zusammenhängen. Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Spracherwerb zu. Ebenso wichtig scheint es, dass eine Zusammenarbeit Geflüchteter zur Bewältigung oftmals sehr ähnlicher Probleme angestrebt wird. Viele Informationen zu Problemen sind einzelnen bekannt, von einer Wissensverbreitung könnten auch andere profitieren. Dies zeigte sich vor allem bei der Vermittlung von Anlaufstellen für Übersetzungen und kleine Hilfestellungen.

Eine zukünftige Aufgabe könnte sein, dafür zu sorgen, dass die Wissensvermittlung dauerhaft sichergestellt ist, damit die Informationen für alle, die von ihnen profitieren könnten, verfügbar sind.