Zweite Seminarfahrt „Demokratische Beteiligung der Geflüchteten“

Vom 15. bis zum 17. März 2019 fand ein  Wochenendseminar der Projekterweiterung „Mitteilen“ mit einer Gruppe von 15 Geflüchteten in der Jugendherberge Bad Honnef statt. Die Teilnehmer waren unter anderen orientalische  Christen aus Ägypten, Syrien und dem Irak, die zwischen zwei Monaten und fünf Jahren in Deutschland leben.

Begonnen wurde mit einem einleitenden Block, in dem die TeilnehmerInnen sich und das Projektteam kennenlernen konnten. Gleichzeitig wurden auch Grundlagen demokratischer Beteiligung in der deutschen Gesellschaft eingeführt. Insbesondere die zentrale Rolle der Kommunikation konnte durch praktische Übungen nähergebracht werden.

Am zweiten Tag gab es eine Vorstellung des politischen Systems Deutschlands, ein besonderes Augenmerk wurde auf die Rolle der Grundrechte und insbesondere der Meinungsfreiheit gelegt. Die Möglichkeiten des öffentlichen Auftretens und der gesellschaftlichen Mitbestimmung wurden untersucht. In einem intensiven Erfahrungsaustausch wurde ein Vergleich zwischen den Herkunftsländern und Deutschlands angestellt. Hierbei wurde besonders deutlich, dass ein zentraler Unterschied darin besteht, dass auch Minderheiten in Deutschland eigene  Interessen artikulieren und umsetzen zu können ohne Repression befürchten zu müssen.

Zur Verdeutlichung eines Meinungsbildungsprozesses in einer Demokratie wurde eine praktische Übung durchgeführt. In ihr wurde den TeilnehmerInnen deutlich, dass am Ende eines solchen Prozesses ein Kompromiss aller Meinungen steht. Gleichzeitig wurde den TeilnehmerInnen bewusst, dass ihre Meinung nicht Gehör findet, wenn sie sie nicht deutlich machen.

 

In einem zweiten Block formulierten die TeilnehmerInnen konkrete Probleme, die sie als Minderheit im Heimatland, aber auch als Geflüchtete in Deutschland erfahren. Hierbei zeigten sich drei zentrale Problemkomplexe:

  • Die mangelnde Sichtbarkeit von orientalischen Christen in der deutschen Gesellschaft, die verknüpft ist mit der häufigen Unkenntnis Deutscher, über die Diskriminierung christlicher Minderheiten in den Herkunftsländern.
  • Die fehlende Unterstützung bei praktischen Problemen im Alltag, wie z.B. Sprachbarrieren bei Arzt- und Amtsbesuchen.
  • Probleme Geflüchteter generell: Arbeitsmöglichkeiten, Ungewissheit über den Aufenthalt und Schwierigkeiten in der Integration insgesamt.

In einem nächsten Schritt skizzierten die TeilnehmerInnen anhand dieser Probleme konkrete Lösungsmöglichkeiten an denen dann in drei Arbeitsgruppen gearbeitet wurde. Im Vordergrund stand hierbei, herauszufinden, was die TeilnehmerInnen selbst machen können, um ihre Situation zu verbessern. Zahlreiche Projektideen wurden gesammelt und analysiert:

  • Die Gründung eines Vereins könnte die Sichtbarkeit in der Bevölkerung erhöhen und auch als Anlaufstelle für noch nicht lange in Deutschland lebende Christen dienen. Hier könnten nicht nur Informationen weitergegeben, sondern auch praktische Hilfe vermittelt werden.
  • Es wurde angeregt, Austauschplattformen zur Verbesserung der Kommunikation und Kooperation untereinander zu erstellen. Dafür werden Potentiale innerhalb der Community erfasst, die der gegenseitigen Unterstützung dienen können. Dies könnte Unterstützung bei der Integration von Neuankömmlingen durch Mentoren sein, aber auch Hilfestellungen für Bedürftige und Ältere.
  • Durch Öffentlichkeitsarbeit sollen auch Informationen über bestehende Schwierigkeiten nach außen getragen werden.

Die Teilnehmer präsentierten die Ergebnisse des Seminars am Sonntag nach der Messe vor der koptischen Gemeinde in Bonn-Dransdorf. Unter anderem wurde die Wichtigkeit von Selbstorganisation und Engagement von den Teilnehmern des Seminars vermittelt.

In einem nächsten Seminar sollen Aktionspläne entwickelt werden, anhand derer die Teilnehmer ihre selbstentwickelten Projekte mit einem konkreten Zeitplan umsetzen und in ihrer Community umsetzen können.